Unterstützung in der Krise

ojcos-stiftung reagiert auf Hilferuf aus dem Kongo

Ende Januar 2024 haben wir beschlossen, die kongolesische Hilfsorganisation ESADER zu unterstützen. ESADER führt im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo Bildung- und Gesundheitsprojekte durch und stattet Schulen und einfache medizinische Stationen mit Material aus. ESADER wird vom Abgeordneten des Parlaments der Demokratischen Republik Kongo, Albert Baliesima, geleitet. Im September 2023 hatte er einen Antrag an die Stiftung gestellt. Mitte Januar 2024 hatten Freunde der Stiftung in einer jährlichen Spendenaktion so viel Geld gespendet, dass 17.500 Euro in das zentralafrikanische Land überwiesen werden konnten.

Mitte Februar 2024 erreichte der Stiftung erneut eine Nachricht aus der DR Kongo: In den zwei vorherigen Wochen habe sich die Lage rund um die Provinzhauptstadt Goma, die an der Grenze zwischen dem Kongo und dem Nachbarland Ruanda liegt, verschärft, so Baliesima. Die Rebellengruppe M23, die aus Ruanda unterstützt werde, habe inzwischen die zwei Mio. Einwohner-Stadt umzingelt. „In der Stadt Sake, etwa 25 km südlich von Goma haben M23 Rebellen Sprengsätze gezündet. Es gibt Kämpfe mit den Soldaten des Kongo. Mehr als 20.000 Menschen sind Richtung Goma geflohen. Sie haben kaum zu essen und keine Hygieneartikel, um zu verhindern, dass Seuchen ausbrechen“, berichtet Baliesima in einer Mail an die Stiftung. Seinem Schreiben verbindet er mit der dringenden Bitte, Gelder für Not-wendende Flüchtlingshilfe zu schicken.

Wie ernst die Lage in Goma ist, zeigt das Bemühen des kongolesischen Verteidigungsministers, Jean-Pierre Bemba. Am 13. Februar flog er nach Goma ein, um den Stadtbewohnern zu beruhigen: „Wir tun alles, was wir können, um die Einwohner zu schützen“, sagte er laut der französischen Nachrichtenagentur AFP. Seine Worte haben wenig Wirkung gezeigt. Aufnahmen aus der Region zeigen, wie Tausende auf der Flucht vor der M23 sind.

Auch wenn die meisten Deutschen die Stadt Goma nicht kennen, laufen hierzulande doch die meisten mit einem kleinen Stück Metall von dort in der Tasche herum: Viele Edelmetalle heutiger Smartphones werden in Mienen in der Region rund um Goma abgebaut. In immer wieder neu aufflackernden Kämpfen zwischen bewaffneten Gruppen und den kongolesischen Regierungssoldaten findet ein harter Kampf um den Zugang zu den Mienen statt. Inzwischen sind aufgrund der seit Jahrzehnten anhaltenden Kämpfen bis zu 7 Mio. Menschen auf der Flucht, so die Schätzung der UNO-Organisation Internationale Organisation für Migration. So viele wie sonst nirgends auf der Welt.

Die Ursprünge der heutigen Entwicklungen liegen mittlerweile 30 Jahre zurück. Im benachbarten Ruanda hat im Jahr 1994 die Hutu-Mehrheit versucht, die Tutsi-Minderheit auszurotten: in nur 100 Tagen wurden rund 800 000 Menschen ermordet. Einer Tutsi-Armee, die vom heutigen Präsidenten in Ruanda, Paul Kagame, angeführt wurde, gelang es schließlich, die mordenden Hutu-Kämpfer zu vertreiben. Viele von ihnen flohen in die DR Kongo und ließen sich in Flüchtlingslagern um Goma nieder.

Es hat nicht lange gedauert, bis einige von ihnen sich zu bewaffneten Gruppen zusammengeschlossen hatten. Durch den leichten Abbau von u.a. Coltan und anderen Edelmetallen konnten sie Waffen und weitere Ausrüstung finanzieren. Dadurch hielten sie auch ihre Ambitionen, nach Ruanda zurückzukehren, am Leben.

Die Tutsis in Ruanda haben dieser Bedrohung nicht tatenlos zugesehen: Zweimal fielen ruandische Streitkräfte in den Kongo ein, um ihre Peiniger von einst zu besiegen. Zunächst während des 1. Kongokrieges 1996 und dann wieder von 1998 bis 2003 im ersten afrikanischen ‚Weltkrieg‘, an dem acht afrikanische Länder beteiligt waren. Die Zahl der Todesopfer durch die Kriege und das Elend, das seitdem anhält, beläuft sich nach Schätzungen auf etwa 6 Mio. Menschen. Damit ist es der tödlichste Konflikt seit dem 2. Weltkrieg.

Ruanda ist es aber nie gelungen, die Hutu-Kämpfer im Nordosten des Kongos zu besiegen. Deshalb unterstützt Ruanda seitdem die Tutsi-dominierte M23 Miliz, die immer wieder den östlichen Teil des Kongos verwüstet und Millionen von Menschen in die Flucht treibt.

Offiziell ist der Krieg zwar beendet. Und eine Truppe der Vereinten Nationen sollten den Frieden sichern. Die hohe Zahl der Binnenflüchtlinge zeugt aber davon, wie Menschen immer wieder vor den Kämpfen zwischen verschiedenen Milizen, der UNO-Truppe und den Truppen der kongolesischen Armee fliehen.

Jüngst wurde im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Beweise dafür vorgelegt, dass Ruanda direkt an dem Vorgehen im Osten des Nachbarlandes beteiligt ist. Dies wird von Ruanda jedoch bestritten.

Vergangene Woche haben die Spieler der kongolesischen Fußballnationalmannschaft beim Halbfinale des Afrika-Cups beim Abspielen der Nationalhymne nicht mitgesungen, sondern stattdessen ihren Mund bedeckt und zwei Finger – wie eine Pistole geformt – an die eigene Schläfe gehalten. Ein stiller Protest gegen den Krieg in ihrem Land, der schon seit ihrer Geburt wütet. Und ein Protest dagegen, dass es der internationalen Gemeinschaft egal ist, was im Osten des Kongos passiert.

Wir haben auf den Notruf reagiert: Deshalb rufen wir zu Spenden für die Menschen im Osten der Demokratischen Republik Kongo auf und haben unsererseits beschlossen, zunächst 3.000 USD (etwa 2780 EUR) für Nothilfemaßnahmen zur Verfügung zu stellen.