Interview mit Pastor S. aus dem Nordirak

Wie geht es den neu zum Glauben gekommenen? Was sollten wir in Deutschland über ihre Situation und ihren Alltag wissen?

Sie haben Angst und es fehlt ihnen die Möglichkeit geistlich reif zu werden. Wir stehen mit unserem Dienst ganz am Anfang. Wir haben nur Bibeln. Es fehlt uns an Lehrmaterial, um unsere Denkweise und unsere Spiritualität zu schulen.

Dazu kommt die technisch instabile Funktionsweise der sozialen Netzwerke. Das erschwert den Gläubigen, untereinander Kontakt zu halten.

Das sind nur einige der Schwierigkeiten, mit denen wir kämpfen.

Welche Probleme sollten wir kennen, wofür sollen wir beten?

Zunächst ist die Angst eine große Herausforderung. Außerdem haben viele bei uns eine falsche Motivation: Sie suchen materielle und finanzielle Vorteile. Zu verstehen, was es mit dem Christentum auf sich hat, ist für die neuen Gläubigen nicht ganz leicht. Viele betrachten es als einen Weg, um Profit zu machen.

Und dann spielt hier auch der Geheimdienst eine große Rolle.

Wenn wir uns die schwierige Situation im Nordirak anschauen, wovor haben die Menschen Angst, worauf hoffen sie?

Viele fürchten um ihre Jobs, ihr Leben, oder sie haben Angst vor der Regierung. Gleichzeitig gibt es aber auch eine Ahnung von Freiheit und Offenheit in der Region, die den Menschen Hoffnung macht.

Welche Botschaft hast du an uns in Deutschland?

Jede Unterstützung der Kirchen in unserem Land durch Gebet, Lehre und humanitäre Hilfe hat Auswirkungen. Die Gläubigen sind sehr froh und dankbar für alle Hilfe durch die deutsche Regierung und die deutschen Kirchen und Gemeinden. Das ermutigt sie sehr.

Was wir in den Gemeinden dringend brauchen, sind Menschen, die zu uns kommen und uns lehren. Wir haben wenig reife Christen unter uns. Wenn solche zu uns kommen und wir sehen können, wie sie leben und was sie lehren, werden sie ein Vorbild für uns.

Vielen Dank und Gottes Segen für euch!

Die Fragen stellte David Müller.
Interview vom 22. Oktober 2018 in der Region Kurdistan-Irak